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Eduard-Anthes

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Anthes bei Ausgrabungen am Odenwaldlimes
(Archiv der Römisch-Germanischen Kommission)

Unten rechts: Glückwunschpostkarte zur Entdeckung des Kastells Groß-Gerau
(Nachlass Eduard Anthes, Annette Eckhard-Anthes)

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Einleitung

Eduard Anthes (1859-1922) war der erste Archäologe, der hauptberuflich in der Denkmalpflege beschäftigt war. Ab 1909 bekleidete er das Amt des Konservators für die Bodendenkmäler im Großherzogtum Hessen-Darmstadt. Vorher arbeitete er als Lehrer an einem Darmstädter Gymnasium und engagierte sich in vielen Bereichen der Archäologie ehrenamtlich. So führte er immer wieder Begehungen am Odenwaldlimes durch, bevor er 1892 zum großherzoglichen Streckenkommissar in der Reichs-Limeskommission bestellt wurde.

Eduard Anthes bei den Ausgrabungen eines Wachtturms im Eulerschen Park im Odenwald
(Archiv der Römisch-Germanischen Kommission)
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Eduard Anthes verfasste im Rahmen seiner über 20jährigen Tätigkeit etliche Publikationen zu verschiedenen Themen aus dem Bereich Archäologie, Landeskunde und Denkmalpflege, führte aber auch rege Briefkorrespondenz mit Fachkollegen. So finden sich von ihm viele Spuren in unterschiedlichen Archiven, beispielsweise der Außenstelle Darmstadt des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen/hessenARCHÄOLOGIE oder der Römisch-Germanischen Kommission des Deutschen Archäologischen Instituts, die das Archiv der Reichs-Limeskommission aufbewahrt. Dort sind auch seine Skizzenbücher und Teile seiner Zeichnungen erhalten, woran sich die Leistung ermessen lässt, mit der vor über 100 Jahren Bodendenkmäler im Gelände vermessen und dokumentiert und archäologische Untersuchungen durchgeführt wurden. Für Eduard Anthes war die Autopsie des Denkmals vor Ort wichtig, um es zu verstehen und besser interpretieren zu können.

Korrespondenz mit Zeichnungen von Eduard Anthes
(Archiv der Römisch-Germanischen Kommission)
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Sein Interesse für die römischen Befestigungen im Odenwald und am Rhein führte Anthes auch zum Studium gleichartiger Anlagen der Römer und anderer Völker in das übrige Deutschland, in die Schweiz, nach Italien, Dalmatien und Bosnien, sowie Griechenland.
Eine Auswahl seiner fotografischen Dokumentation aus Griechenland und der Türkei ist in den folgenden Slides zu sehen.


Aufnahme von Anthes im Theater in Epidauros
(Nachlass Eduard Anthes, Annette Eckhard-Anthes)
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Aufnahme eines Bergmassivs in Meteora, Thessalien, mit darauf stehendem Kloster
(Nachlass Eduard Anthes, Annette Eckhard-Anthes)
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Aufnahme eines Bauernfuhrwerks in Thessalien
(Nachlass Eduard Anthes, Annette Eckhard-Anthes)
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Kamele am Meles, Smyrna
(Nachlass Eduard Anthes, Annette Eckhard-Anthes)
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Bei den Begehungen am Limes hat Eduard Anthes Übersichtskarten angefertigt und dort seine Beobachtungen zur ehemaligen römischen Grenze eingetragen. Die beiden erhaltenen Karten des Limes im Odenwald (Südstrecke) und im Taunus (Nordstrecke) bilden die Grundlage dieser Ausstellung. Mit ihnen wollen wir den Bogen zwischen der Archäologie vor 100 Jahren und heute, der Entwicklung der Arbeitsweisen in dieser Zeit und der Erhaltung und den Kenntnissen der einzelnen Teile der ehemaligen römischen Grenze spannen.

Kartierungen des Limes im Odenwald (links) und Taunus (rechts) von Eduard Anthes
(Archiv der Römisch-Germanischen Kommission)

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Was ist eigentlich ein WP 10/33?

1892 begann die Reichs-Limeskommission mit der Erforschung der 550 km des Limes, der 80 km des Odenwaldlimes sowie weiterer Kastellplätze, die im Zusammenhang der Geschichte der befestigten römischen Reichsgrenze gesehen wurden.. Es startete damit ein Mammutprojekt, das erst 1937 mit der Vorlage des letzten Bandes der 15 Strecken- und 75 Kastellbeschreibungen endete. Für die systematische Bearbeitung des Grenzverlaufes wurde dieser in 15 Abschnitte unterteilt, deren Einteilung sich an natürlichen oder damaligen politischen Grenzen orientierte. Für diese Streckenabschnitte waren meist ein oder mehrere Streckenkommissare zuständig. Eduard Anthes wurde 1892 mit dieser ehrenamtlichen Funktion für das Großherzogtum Hessen-Darmstadt betraut, womit er für die Erforschung und Dokumentation des Limes im östlichen Taunus, in der Wetterau und am hessischen Teil des Odenwaldlimes zuständig war.

Kartierung einer Teilstrecke des Odenwaldlimes (Strecke 4, WP 4/6-13)
(Archiv der Römisch-Germanischen Kommission)
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Innerhalb dieser Strecken wurden dann die Turmstandorte von Norden nach Süden bzw. Westen nach Osten durchgezählt, so dass der WP 10/33 den 33. Standort der 10. Strecke repräsentiert. WP steht dabei für Wachtposten. Die Reichs-Limeskommission hatte nämlich sehr schnell festgestellt, dass an einer Stelle auch mehrere Türme nacheinander bestanden haben können, so dass man die Standorte und nicht die einzelnen Türme durchzählte. Kleinkastelle wurden je nach Streckenkommissar in diese Zählung aufgenommen oder nicht. Bei den großen Kastellen entstand dagegen einen durchgehende Gesamtzählung vom Rhein bis zur Donau.

Im Hintergrund: WP 10/33, Steinturm
(Foto: C. Brünenberg)

links: Grundrissskizzen und Lageplan aller Türme von WP 10/33
(Archiv der Römisch-Germanischen Kommission)
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Die Odenwaldstrecke

Die erste von Eduard Anthes gezeichnete Karte führt uns in einen Abschnitt des Odenwaldlimes zwischen Hesselbach und Schlossau. Heute ist der Abschnitt Teil des sehr gut ausgeschilderte Limeslehrpfades Schlossau, des Fernwanderweges „Westlicher Limeswanderweg“ im Odenwald und wird mehrfach durch die moderne Landesstraßen K 40 bzw. K 3919 durchschnitten. Ein besonderes Charakteristikum an Anthes‘ Karte ist, dass sich – damals wie heute – der größte Teil dieses Abschnittes nicht auf hessischem Boden befand und Anthes nominell für die Wachtposten WP34 und Nachfolgende gar nicht zuständig gewesen wäre. Hier lässt sich ein besonderes Merkmal des Streckenkommissars und späteren Bodendenkmalpflegers Anthes deutlich ablesen, welches in seinem Lebenslauf immer wieder auftaucht: Die Erforschung historischer Hinterlassenschaften war ihm deutlich wichtiger als Zuständigkeiten, Länder- oder Staatsgrenzen.

Historisch und landschaftlich ist der hier gezeigte Abschnitt ebenso bedeutend: Die Trassenführung verläuft über imposante Kuppen und Grate des Odenwalds und nimmt dabei zumeist topographische Vorgaben auf – das letzte Mal, bevor der Limes direkt nach Schlossau für gut 30km nahezu schnurgerade nach Süden bis Bad Wimpfen verläuft. Unser Abschnitt lässt sich wie der gesamte Odenwaldlimes in drei Ausbaustufen fassen: um 100 bis 110 n. Chr. wurden Holztürme errichtet und teilweise Schneisen geschlagen, bald darauf folgte eine Palisadenanlage oder Steinmauer. 145/146 n. Chr. schließlich wurden die Holztürme aufgegeben und durch Steintürme ersetzt. Der im Odenwald vorherrschende rote und graue Sandstein fand dafür rege Verwendung. 
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Kahler Buckel

Kleinkastell Zwing

WP 10/34 - Im Hohen Wald

WP 10/35 - Im Klosterwald

WP10/36 - Am Fischerspfad

Kleinkastell Seitzenbuche

WP 10/37 - Schneidershecke

Karte der Odenwaldstrecke

Nutzungshinweis:
Auf der interaktiven Karte der Odenwaldstrecke von Anthes sind die einzelnen Wachtposten und Kastelle als Hotspots markiert. Für nähere Infos kann der gewünschte Hotspot angeklickt werden, um zum Kapitel des entsprechenden Wachtpostens zu gelangen. Die jeweiligen Kapitel können unter Umständen mehrere Seiten umfassen. Falls gewünscht, ist es am Ende eines jeden Kapitels möglich, durch einen Link zurück zur Karte zu springen. Alternativ kann ohne Nutzung der Hotspots linear nach unten durchgescrollt werden, um von Wachtposten zu Wachtposten zu gelangen.

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Der erste Wachtposten auf der Südstrecke befindet sich heute auf dem Gelände des Wildparks von Schloß Waldleiningen, dem sog. Kahlen Buckel. Die Gesamtanlage bestand aus drei Türmen – einem Steinturm und zwei Holztürmen.

Steinturm des WP 10/33 auf dem "Kahlen Buckel"
(Foto: C. Brünenberg)

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Grundrisspläne der Türme, Lageplanskizze und Fundskizzen vom Kahlen Buckel, E. Anthes
(Archiv der Römisch-Germanischen Kommission)
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Die heute noch sichtbaren Überreste des Steinturmes sind eindrucksvoll: Sie zeigen den bis zu sechslagig wiedererrichteten Sockelbereich des Steinturmes mit der Andeutung des oberen Abschlusses.

Unten rechts: oberer Abschluss der Sockelzone des Steinturms
(Fotos: C. Brünenberg)
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Dass dieser Abschluss durchaus unterschiedlich gestaltet sein konnte, dokumentierte Anthes in seinem Skizzenbuch.

Zeichnungen unterschiedlich gestalteter Sockelzonen von Steintürmen entlang des Limes: Skizzenbuch E. Anthes
(Archiv der Römisch-Germanischen Kommission)
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Nicht nur die Bauten, auch die Geschichte bietet einiges. Im Schutt des Turmes wurde in den 1970er Jahren eine Inschrift gefunden, die die Fertigstellung der Anlage sehr präzise auf 146 n. Chr. datiert.

Bauinschrift auf Sandsteinplatte
(Foto: C. Brünenberg)
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Jenseits der römischen Reste wiederum finden sich entlang des Wanderweges Grenzsteine des 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Die Anlage befindet sich teils auf hessischem und teils auf ehemals badischem, heute baden-württembergischen Gebiet: Eine Herausforderung für die Denkmalpflege gestern wie heute – jedoch kein Hindernis!

Moderner Grenzstein in der Nähe des Wachtpostens
(Foto: T. Becker)

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Von der Existenz des Kleinkastells Zwing zeugt heute lediglich die Replik einer verzierten Sandsteinplatte*.

* Das Original befindet sich im Badischen Landesmuseum Karlsruhe

Sandsteinplatte Kleinkastell Zwing
(Foto: C. Brünenberg)
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Im Inneren des ausgearbeiteten Kranzes könnte sich wie bei WP 10/33 auch eine Bauinschrift befunden haben.

Nahaufnahme des reliefverzierten Inschriftenfeldes. Die Schriftzeichen, die heute im Innern zu sehen sind, sind modernem Vandalismus geschuldet.
(Foto: T. Becker)
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Die baulichen Reste des Kleinkastells waren bereits bei Anthes‘ Grabungen 1895 nur noch spärlich vorhanden. Dies mag auch daran liegen, dass es wohl bereits im frühen 19. Jahrhundert während der ersten systematischen Untersuchung, die im Auftrag von Graf Franz von Erbach-Erbach durchgeführt wurden, zu Steinraub kam. So beklagte der vom Grafen mit der Grabung beauftragte Johann Friedrich Knapp, dass er zwar „so manchen Gesims- und Sattelstein zu Tage [...] gebracht“, schließlich aber waren „die Stein [...] alle verschwunden“. Andere Steine wurden relativ sicher beim Bau der vorbeiführenden Straße als Unterbett verwendet.

Zeichnungen von einzelnen Baugliedern des Kastells: Skizzenbuch E. Anthes
(Archiv der Römisch-Germanischen Kommission)

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WP 10/34 Im Hohen Wald - Panorama


Rundblick über dem Standort WP 10/34
(Foto: C. Brünenberg)

Hotspots markieren Standorte weiterer Wachtposten bzw. Kastelle in der Umgebung.

Kastell Hesselbach

WP 10/33 "Kahler Buckel"

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Der wenige Laufminuten entfernte Steinturm WP 10/34 ist in wenigen Steinlagen konserviert, wohingegen ein zugehöriger Holzturm heute durch einen kleinen Steinbruch weitgehend zerstört und am Rand nur vom geübten Auge wahrnehmbar ist. Bemerkenswert ist allerdings die Lage des Turms an der höchsten Stelle in der unmittelbaren Umgebung. Eine Sichtverbindung bestand nicht nur zu den nächsten Wachtposten, sondern wahrscheinlich auch zu den Kastellen in Hesselbach und Schlossau. Dazu musste nicht nur eine Schneise in Richtung der Grenzlinie geschlagen werden, sondern auch der Wald in Blickrichtung der Kastelle beseitigt werden.

Bodenansicht und Drohnenaufnahme des Steinturms von WP 10/34
(Fotos: C. Brünenberg)

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An der Stelle des Wachtpostens 10/35 befinden sich noch heute sichtbar drei Türme. Während die beiden Holztürme noch unter Erde konserviert sind und sich in der Topographie als Hügel deutlich abzeichnen, wurde der Steinturm freigelegt. Auf der hier beschriebenen Strecke ist dieser Turm der am besten erhaltene. Bei den Grabungen 1896  war das Mauerwerk noch bis zum Gesimsabschluss der Sockelzone erkennbar, ebenso wurde auch hier eine Bauinschrift gefunden. Diese ist wie die Inschrift von WP 10/33 aufgebaut, so dass davon ausgegangen werden kann, dass auch dieser Steinturm 146 n. Chr. errichtet wurde.

Steinturm WP 10/35
(Foto: C. Brünenberg)

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Die Anlage bei Wachtposten 10/36 besaß ähnlich wie die anderen Standorte auch je einen Holzturm der frühen Phase und einen jüngeren Steinturm aus der Ausbauphase um 145 n. Chr. Dieser Steinturm wurde Ende des 19. Jahrhunderts zweimal freigelegt, erst durch den Leininger Oberförster Arnoldi, dann schließlich 1896 durch Karl Schumacher. Dieser war seit 1892 Anthes‘ Kollege auf badischer Seite als Streckenkommissar der Reichslimesforschung.

Steinturm WP 10/36
(Foto: C. Brünenberg)

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Zwischen den Wachtposten 10/36 und 10/37 befand sich das Kleinkastell Seitzenbuche. Das Kastell befindet sich an einer natürlichen Senke des Höhenrückens, auf dem die römische Grenze entlang lief. Diese Passsituation wurde in römischer Zeit durch das Kleinkastell überwacht, während heute noch auf dem Pass sich die Landesstraßen (K 3919, L 2311, L 585) kreuzen. . Bei neueren Grabungen konnte noch die Schwelle des Kastelltores festgestellt werden, auch die Position der Umfassungsmauer ist weitestgehend bekannt. Die Reste des Kastells sind heute allerdings nur noch sehr schwer in der Topographie ablesbar.


Infotafel des Limeslehrpfades
(Foto: C. Brünenberg)


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Der Name des Kastells wiederum ist auf den Forstgehilfen Johann Stephan Seitz zurückzuführen. Dieser war als „Zaunknecht“ zum Schutz des Wildparks Waldleiningen eingesetzt. Im Jahr 1819 wurde er von Wilderern erschossen, seine Leiche fand man unter einer Buche nahe des Kastellfundplatzes. Trotz Augenzeugen konnten die Täter nicht gefasst werden. In Erinnerung an diese Tat erhielt der Platz bereits seit den 1840er Jahren den Namen „Seitzenbuche“.

Zeichnung des Zinnendecksteins und Profilzeichnung des Gesimses: Skizzenbuch E. Anthes
(Archiv der Römisch-Germanischen Kommission)

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Der letzte Wachtposten auf Anthes‘ Skizze ist sicherlich der eindrucksvollste auf dieser Strecke – wenn nicht sogar am gesamten Odenwaldlimes. Ursprünglich befanden sich hier drei Türme – ein Holzturm und zwei Steintürme.
Etwas abseits des Weges ist der flache Hügel des Holzturmes noch klar ablesbar. Daneben befinden sich die beiden in mehreren Steinlagen erhaltenen und rekonstruierten Steintürme A und B.

Im Vordergrund: Hügel des Holzturms
Links im Hintergrund: Steinturm A
(Foto: T. Becker)
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WP 10/37 Schneidershecke - Panorama


Rundblick über dem Standort WP 10/37
(Foto: C. Brünenberg)

Hotspots markieren Standorte weiterer Wachtposten bzw. Kastelle in der Umgebung.

Kleinkastell Seitzenbuche

WP 10/36 Fischerspfad

WP 10/35 Klosterwald

WP 10/34 Im Hohen Wald

WP 10/33 "Kahler Buckel"

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Während Turm A heute weitestgehend so aussieht wie die vorherigen Steintürme, wurde Turm B nicht als Wachtposten, sondern als Heiligtum errichtet. Noch heute ist die Treppe auf der westlichen Seite der Anlage zu erkennen.

Unten rechts: Turm A (Wachturm)
Mittig : Turm B (Heiligtum)
(Fotos: C. Brünenberg)
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Auch eine Statuengruppe der Götter Mars, Victoria und Salus wurde innerhalb des Turmes B gefunden.* Die heute dort aufgestellte Replik gewährt einen schönen Einblick in die Kunst provinzialrömischer Bildwerke Obergermaniens.

* Das Original befindet sich im Badischen Landesmuseum Karlsruhe

Replik einer Statuengruppe von Mars, Victoria und Salus aus Turm B von WP 10/37
(Foto: C. Brünenberg)
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Die Taunusstrecke

Die Trassenführung des Wetteraulimes ist aufgrund seiner Nutzung unterschiedlich gut erhalten. Unsere Beispiele führen durch ein Waldgebiet des Taunusrandes, wo sich der Limes durch seinen Graben und Wall streckenweise heute noch gut verfolgen lässt.

Die Strecke 4 des Limes weist zwei verschiedene Trassenführungen auf, die schon Eduard Anthes bemerkte. Auf einer Kartenskizze hatte er die ältere (gestrichelt) und jüngere Limeslinie (gewellt) mit Wachtposten und Kastellen eingezeichnet. Die ältere Trasse folgte weitgehend den naturräumlichen Gegebenheiten eines Taunuskamms, während für die jüngere Linie andere strategische Aspekte berücksichtigt wurden und die Grenze daher hauptsächlich in der Talsohle verlief. Ihr Erhaltungszustand präsentiert sich sehr unterschiedlich. Verantwortlich hierfür sind u.a. die Materialien, Größe und spätere Eingriffe in die Landschaft. Die Holzpalisade ist weitgehend verschwunden und allenfalls durch dunkle Verfärbungen im Boden nachzuvollziehen, die Holz- und Steintürme sind dagegen besser überliefert. Ihnen drohte im 19. Jahrhundert allerdings die Spolierung, also die Wiederverwendung der Steine in späteren Bauten oder für den Straßenbau. Verluste entstanden in der intensiver genutzten Wetterau durch den Wiederaufbau von Häusern und Infrastruktur nach den Zerstörungen während des Zweiten Weltkrieges. Die Baumaßnahmen wurden aufgrund der besonderen Dringlichkeit oft ohne sorgfältige archäologische Begleitung durchgeführt.
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Ockstädter Kleinkastell und WP 4/11

WP 4/12 Unkenkippel

WP 4/14 Friedberger Burgwald Winterstein

WP 4/15 Kleinkastell Kaisergrube

WP 4/16 Gaulskopf

WP 4/17* und 4/17

WP 4/18

WP 4/19* Kastell Eichkopf

Karte der Taunusstrecke

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Auf der interaktiven Karte der Taunusstrecke von Anthes sind die einzelnen Wachtposten und Kastelle als Hotspots markiert. Für nähere Infos kann der gewünschte Hotspot angeklickt werden, um zum Kapitel des entsprechenden Wachtpostens zu gelangen. Die jeweiligen Kapitel können unter Umständen mehrere Seiten umfassen. Falls gewünscht, ist es am Ende eines jeden Kapitels möglich, durch einen Link zurück zur Karte zu springen. Alternativ kann ohne Nutzung der Hotspots linear nach unten durchgescrollt werden, um von Wachtposten zu Wachtposten zu gelangen.

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„Das Ockstädter Kleinkastell ist das älteste in dieser Region und liegt ca. 700m nördlich des Numeruskastell Kapersburg.“
- Eduard Anthes

Das nahezu quadratische, hölzerne Kleinkastell stand auf einer Anhöhe hinter dem Pfahlgraben und war von einem Erdwall (Stärke 5,5m) umgeben. Außerhalb des Kastells befinden sich Spuren, die vielleicht von einer älteren Grenzmarkierung stammen. Der Eingang ist nicht wie üblicherweise auf den Limes, sondern auf eine nach Osten zum Kastell Friedberg führende Straße gerichtet. Dieses Kastell gehört zusammen mit den Türmen 4/5, 4/8 und 4/14 zu der älteren Phase des Limes und war wahrscheinlich der Vorläufer der Kapersburg.

In einer späteren Phase schnitt ein Holzturm (WP 4/11) mit einem 3m breiter Spitzgraben (12*13,5m umlaufender Graben des Turms) an der NW-Ecke in die Kastellumwehrung ein. Dieser Holzturm wurde durch einen Steinturm (5,1*4,65m) ersetzt, dessen Mauern auf einem vermörtelten Fundament mit Sockel standen.
Im Zentrum der Anlage hat sich ein sechseckiger Steinturm (6*7m, 1,05m br Mauer) aus Bruchsteinmauer erhalten, eine für den obergermanisch-rätischen Limes eher seltene Grundrissform. Der Turm war wie bei den meisten Türmen üblich über eine Leiter in das erste Geschoß zugänglich, da sich im Erdgeschoß kein Eingang nachweisen ließ.  

Schnittzeichnungen des Kastellgrabens und umgebenden Erdwalls: Skizzenbuch E. Anthes
(Archiv der Römisch-Germanischen Kommission)

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Von diesem Wachtposten sind die Reste nur noch schwach im Gelände zu sehen. Bei den Ausgrabungen wurden nur noch Mörtel- und Verputzbrocken gefunden. Die Steine hatte man wohl zur Pflasterung einer Straße wiederverwendet.

Der zwischen WP 4/12 und 4/14 vermutete Wachtposten (WP 4/13) konnt bislang nicht sicher lokalisiert werden. Es ist aber typisch für die Arbeit der Streckenkommissare am Limes, dass aufgrund einer zu großen Entfernung zwischen zwei nachgewiesenen Turmstellen ein weiterer Standort an einer topographisch geeigneten Stelle ergänzt wurde.

Karte mit Streckenverlauf des Taunuslimes zwischen Ockstädter Kleinkastell und mutmaßlichem WP 4/13. Rot eingekreist: Lage von WP 4/12, nordöstlich davon vermuteter WP 4/13
(Archiv der Römisch-Germanischen Kommission)

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Im Friedberger Burgwald nahe des Wintersteins sind in unmittelbarer Nähe drei Wachttürme am WP 4/14 entdeckt worden: ein steinerner und zwei hölzerne. Im Schuttkegel des Steinturms wurden drei Inschriftenfragmente geborgen. Sie belegen eine Verbindung zu dem im Kastell Kapersburg stationierten Numerus Nidensium. Die Fragmente wurden am Steinturm bereits in römischer Zeit als Baumaterial weiterverwendet.

Grundrisszeichnung des Steinturms mit Lagekennzeichnung der gefundenen Inschriftenfragmente im Westen und angrenzendem Kalkofen im Osten: Skizzenbuch E. Anthes
(Archiv der Römisch-Germanischen Kommission)
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Südlich des Steinturms befand sich die beiden Holztürme mit Kreisgräben. Ihr Grundriss ließ sich während der Untersuchungen aufgrund der Verfärbungen der Eckpfosten nachweisen. Erkennbar sind die Standorte heute an den noch wahrnehmbaren Hügeln.

Lageplan von WP 4/14 mit den von Kreisgräben umschlossenen Holztürmen A und B.
(Archiv der Römisch-Germanischen Kommission)
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Dieser Turmstandort ist im Hinblick auf den Limesverlauf besonders interessant, da sich hier die abweichenden Trassenführungen der älteren und jüngeren Limeslinie nachweisen lassen. Der zur jüngeren Phase gehörende Palisadengraben knickt auf der Höhe des Steinturms nach Nordwesten ab. Dagegen orientierte sich die ältere Limeslinie ebenfalls mit einer Palisade am Geländeverlauf und war nach Nordosten ausgerichtet.

Oben rechts: Skizze, die den sich gabelnden Verlauf von älterer Taunuslinie nach Nordosten und jüngerer Trasse nach Nordwesten dokumentiert.

Korrespondenz von Eduard Anthes
(Archiv der Römisch-Germanischen Kommission)

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Das Kleinkastell Kaisergrube musste in nachrömischer Zeit einem Bergwerk weichen. Ein Steinkastell mit vorgelagertem Graben ersetzte einen Holzfachwerkbau mit einer Holz-Erde-Umwehrung, was durch entsprechende Bodenverfärbungen während der Ausgrabungen der Reichs-Limeskommission nachgewiesen ist. Das nahezu quadratische, 730qm große Kastell war von einer 1,3m starken Umfassungsmauer aus Bruchsteinen im Mörtelverband umgeben. Im Inneren weisen Holz- und Fachwerkreste auf einen Barackenbau für vermutlich 20-30 Soldaten hin. Die Steine des Kastells wurden für Bauten der Blei- und Silberbergwerke wiederverwendet, die das Kastell teilweise überdeckten und somit zerstörten. Vermutungen, dass bereits in römischer Zeit hier die Erze abgebaut wurden, konnten bislang nicht sicher bestätigt werden.

Karte mit Streckenverlauf des Taunuslimes zwischen WP 4/14 und WP 4/16. Rot eingekreist: Lage des Kleinkastells Kaisergrube und eingezeichneter Grundriss der Umwehrung.
(Archiv der Römisch-Germanischen Kommission)

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Der auf 400m Höhe liegende Gaulskopf bietet eine geostrategisch günstige Lage mit weitem Blick in die Wetterau in Richtung Bad Nauheim und in den Hochtaunus bis hin zur Saalburg und dem großen Feldberg. Diese Weitsicht wird auch auf der Landschaftsskizze von E. Anthes deutlich, die sehr eindrücklich die bewegte Hügellandschaft mit den dort verorteten Wachtposten und dem Eichkopf zeigt. 

Landschaftsskizze von Anthes vom Gaulskopf ausblickend Richtung Norden. In Rot ist die Limesstraße angedeutet, blau bedeutet vielleicht die ältere Limeslinie. Skizzenbuch E. Anthes
(Archiv der Römisch-Germanischen Kommission)

Unten links: Panorama vom Gaulskopf Richtung Norden
(Foto: C. Brünenberg)
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So überrascht es nicht, dass hier ein Steinturm errichtet wurde, von dem die Wachtposten die umliegenden Posten und Lager durch akustische oder visuelle Signale benachrichtigen konnten. Wahrscheinlich diente dieser Turm als Relaisstation von der Limeslinie zum zentral in der Wetterau gelegenen Kastell Friedberg, von dem im Bedarfsfall eine 1000 Mann starke Truppe teilweise berittener Bogenschützen benachrichtigt werden konnten. Für diese Sichtverbindung musste ein weiterer ähnlich dimensionierter Turm auf dem Johannisberg bei Bad Nauheim erbaut werden, da dieser Höhenzug in der direkten Sichtverbindung zwischen dem Gaulskopf und dem Friedberger Burgberg als Kastellstandort lag.

Der Steinturm gehört zur jüngeren Limeslinie, die nach Norden auf WP 4/17 geführt wurde. Der massive, aus Quarzitbruchsteinen errichtete quadratische Steinturm, wurde von F. Kofler (1893), E. Anthes (1896) und P. Helmke (1922) untersucht. Der die Fundamente umschließende Steinsockel mit verstärkenden Streben sowie die starken Mauern lassen auf einen mindestens dreigeschossigen Oberbau schließen. Das Erdgeschoss wurde wohl als Keller genutzt, weil Eingänge nachgewiesen werden konnten. Erreichbar war der Turm über eine Leiter.

Infotafel mit Rekonstruktionsschnittzeichnung und Foto der originalen Überreste am rekonstruierten Limesturm auf dem Gaulskopf
(Foto: C. Brünenberg)

Unten links: Grundrisszeichnung des Steinturms. Skizzenbuch E. Anthes
(Archiv der Römisch-Germanischen Kommission)
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Dank einer Spende durch G. Oberlaender aus Pennsylvania (USA) konnte 1923 ebenfalls von P. Helmke eine Rekonstruktion der Anlage neben seinem ursprünglichen Standort errichtet werden. Diese Begeisterung für die römische Wetterau war ein Glücksfall für die Limesforschung, denn der Turm auf dem Gaulskopf war die erste Rekonstruktion eines Wachtturmes des Taunuslimes.

Rekonstruktion des steinernen Wachtturms
auf dem Gaulskopf von P. Helmke (1923)
(Fotos: C. Brünenberg)

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Der Wachtturm WP 4/17 der jüngeren Limeslinie wird am Rande steilen Abhanges beim Schwarzloch aufgrund des großen Abstandes zwischen den bekannten Turmstellen Wp 4/16 und 4/18 vermutet. “Am Ameisenkopf” (WP 4/17*) hingegen wurden von E. Anthes zwei Holztürme ausgegraben, von denen noch die Eckpfosten zu sehen waren. Der im Norden gelegene jüngere Holzturm (A) wurde nach Abbruch des älteren (B) erbaut. Turm A war von zwei Ringgräben und der höher gelegene südliche Turm B nur von einem Graben umgeben. Im Westen fanden sich Spuren eines Flechtzaunes, der wie auch die beiden Türme zur älteren Limeslinie gehört, die gegenüber der jüngeren weiter östlich verlief.

Grundrissskizzen der beiden Holztürme am Ameisenkopf. Skizzenbuch E. Anthes
(Archiv der Römisch-Germanischen Kommission)

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Vom quadratischen WP 4/18 sind noch die bis zu 1m Höhe erhaltenen Mauerreste zu sehen. Sein Standort auf einem Vorsprung zwischen Eichkopf und Gaulskopf war strategisch gut gewählt. Dieser Turm wurde aus dem Material des vor Ort anstehenden Tonschiefers errichtet. Die Signalübermittlung vom Turm aus durch die Besatzung wird hier durch den Fund eines Signalhornmundstücks bestätigt.

Karte mit Streckenverlauf des Taunuslimes zwischen WP 4/17 am Ameisenkopf und WP 4/19 am Eichkopf. Rot eingekreist: Lage von WP 4/18
(Archiv der Römisch-Germanischen Kommission)

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Während die Lage von WP 4/19 der jüngeren Limesstrecke nur vermutet werden kann, hat sich auf der Bergkuppe “Am Eichkopf” ein aus Holz errichtetes Kleinkastell der älteren Phase erhalten, das als WP 4/19* gezählt wurde. Von der Umwehrung des Kastells mit seiner ca. 250qm großen Fläche ist ein niedriger Wall erhalten, der von einem alten Steinbruch durchschnitten wurde. Anthes konnte die römische Datierung durch Grabungsfunde sichern, allerdings ließ sich von ihm keinerlei Innenbebauung nachweisen.

Grundrisszeichnung des Kastells Eichkopf.
Skizzenbuch E. Anthes
(Archiv der Römisch-Germanischen Kommission)
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Credits & Danksagungen

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